Schrauberstory: Zylinderkopf-Demontage, Reparatur und Montage beim Mercedes OM 366 A

Shit happens! Zylinderkopf Stehbolzen beim Sternchen gerissen - bei unserem Mercedes 917 AF - einfach so, nach 34 Jahren. Und das kurz vor unserer sowieso schon verspäteten Abreise auf unsere Winterflucht. Da flucht der Dolde! Warum das passiert ist weiß kein Mensch. Sieht ganz nach miesem Abreise-Karma aus. Denn eigentlich wollten wir schon Anfang Dezember Richtung Griechenland aufbrechen. Dann haben sich meine Renovierungsarbeiten an der Heizung und am Boiler verzögert und schließlich habe ich mir noch ein paar Bugs bei der Elektrik eingebaut, die mich einmal mehr ins Schwitzen gebracht haben. 

Aber so schlecht mein Abreise-Karma zu sein scheint, so gut ist mein Schrauber-Karma. Denn besser, so ein Malheur passiert vor der Haustür, als irgendwo im Nirgendwo. Ich stehe mit dem Sternchen sowieso schon bei meinem Schraubkumpel Harald Müller (www.hm-technik.at) in seinen Unterstand, denn er hat mir geholfen, die Elektrik-Bugs auszumerzen und meine zentrale Elektrik komplett neu aufzusetzen. Wo wir schon mal da sind, zerrupfen wir halt gleich noch den Motor. Harry ist gelernter Flugzeugmechaniker und Bühnenmeister und er hat in den letzten Jahren vorzugsweise an Lkws geschraubt. Welch ein Glück im Unglück! 

Im nächsten Video zeigen wir die Demontage des Zylinderkopfs. Es folgen weitere Videos, wo ich die Vorbereitung des Zylinderkopfs auf das Planschleifen und die Laser-Reinigung der Ventile und Ventilsitze zeige. Dazu müssen die Ventile ausgebaut werden. Danach folgt der Einbau des Zylinderkopfs, das Einstellen der Ventile und was dabei beachtet werden muss.

Einspritzdüsen ausbauen und Ventilsitze lasern.
Dazu muss der Kopf erst mal gestripped werden. Das heißt, Einspritzleitungen, Rücklaufleitung und Einspritzdüsen entfernen. Mein Schraubkumpel Harry entpuppt sich auch als Laserkumpel. Er hat ein Faser Lasergerät, mit dem er eine Vielzahl von Dingen reinigt. Nicht nur Motorenteile, sondern auch Platinen und Leiterplatten und vieles andere mehr. Zunächst lasert er nur die schmalen Stege zwischen den Ventilen, um zu schauen, ob sich eventuell Stegrisse am Zylinderkopf gebildet haben. Das ist erfreulicherweise nicht der Fall. Danach lasert er die Ventilsitze und schließlich wird der gesamte Zylinderkopf mit dem Dampfstrahler gereinigt, damit er schön hübsch für das Schleifen ist.

Im Teil 6 bereiten wir den Motorblock für den Einbau des Kopfs vor. Dazu lasert Harald auch die Oberfläche des Zylinderblocks, bevor der Kopf aufgeschraubt wird. Den gilt es, mit drei verschiedenen Drehmomenten anzuziehen. Zunächst nur mit 60 Nm nach dem der Zylinderkopfdichtung beiliegenden Anzugsschema. Nach 15 Minuten Wartezeit werden alle Schrauben im gleichen Schema mit 90 Nm angezogen. Danach werden die Kipphebel angebaut, die Ventile eingestellt und der Motor laufen gelassen, bis er die Betriebstemperatur (80 Grad) erreicht hat. Sobald das erfolgt ist, wird der Ventildeckel wieder abgenommen, die Kipphebel abgebaut und die Schrauben werden nach einem kurzen Lösen jeder einzelnen Schraube mit 110 Nm angezogen (im bekannten Schema). Variante A gilt für die Originaldichtung, die dann zum Einsatz kommt, wenn am Zylinderkopf nur 1/10 mm wie in unserem Fall, abgeschliffen wird. Muß mehr weggenommen werden, muss ggf. eine dickere Dichtung - Variante B - eingebaut werden. Dann ist das letzte Anzugsmoment 120 Nm.


Oben findest Du das Anzugsschema, nach dem die Schrauben angezogen werden müssen. Darüber hinaus die Anzugsmomente sowie die Motortypen, für die das Anzugsschema gilt. 

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​Im siebten und letzten Teil geht es darum, eine längere Fahrt von 500 km zu absolvieren und dann die Zylinderkopfschrauben noch einmal mit 110 Nm nachzuziehen (ohne sie vorher zu lösen). Da ich mir diese Tortur auf unserer Reise ersparen möchte, ballere ich an einem Nachmittag/Abend 250 km auf der Kärntner Landstraße auf die Uhr. Am nächsten Morgen weitere 50 km, damit der Motor schön betriebswarm ist, um die Schrauben nachzuziehen. Dann fahre ich wieder zu Harry, um ein letztes Mal den Ventildeckel abzunehmen, die Zylinderkopfschrauben im vorgegebenen Schema nachzuziehen und erneut das Ventilspiel zu überprüfen. Wie erwartet passt das Ventilspiel immer noch. Also alles wieder zusammenbauen und dann ist diese Reparatur auch endlich abgeschlossen.